Vakuumglas
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Warum Vakuumglas gerade jetzt relevant ist
Energiepreise, Sanierungsdruck und steigende Anforderungen an den Wärmeschutz machen Fenster- und Fassadensysteme zu einem zentralen Baustein der Gebäudemodernisierung. Gleichzeitig wünschen Architekten und Bauherren schlanke Profile, filigrane Fassaden und Lösungen, die auch im Denkmalschutz einsetzbar sind.
Genau hier setzt Vakuumglas bzw. Vakuum-Isolierglas (VIG) an. Es erreicht Dämmwerte im Bereich moderner Dreifachverglasungen oder sogar darunter – jedoch mit Glasdicken, die eher an klassische Zweifachverglasungen erinnern. Ug-Werte von 0,4–0,7 W/m²K gelten inzwischen als marktüblich.
Für historische Gebäude, hochwertige Bestandsbauten und energieeffiziente Neubauten ist Vakuumglas damit eine der wichtigsten Innovationen der letzten Jahre.
Was ist Vakuumglas?
Vakuumglas ist eine Mehrscheibenverglasung, bei der der Scheibenzwischenraum nicht mit einem Gas gefüllt ist, sondern unter Vakuum steht. Der Zwischenraum ist extrem dünn – oft nur 0,1 bis 0,3 mm – und verhindert nahezu vollständig Wärmeleitung und Konvektion.
Aufbau
Zwei Glasscheiben
Evakuierter Zwischenraum
Mikroskopisch kleine Abstandshalter (Punkte, regelmäßiges Raster)
Hermetisch dichter Randverbund
Innenliegende Low-E-Beschichtung
Der Zwischenraum ist so dünn, dass Konvektion praktisch nicht stattfinden kann. Die Wärmeübertragung reduziert sich auf Strahlung und kleinräumige Wärmebrücken durch Abstandshalter und Randverbund.
Vergleich zu klassischem Isolierglas
Merkmal | 2-fach-Isolierglas | 3-fach-Isolierglas | Vakuumglas (VIG) |
Aufbau | Luft/Edelgas | Zwei Gasräume | Vakuumraum |
Dicke | 24–28 mm | 36–52 mm | 7–12 mm |
Typische Ug-Werte | 1,1–1,4 W/m²K | 0,5–0,7 W/m²K | 0,4–0,7 W/m²K |
Gewicht | mittel | hoch | niedriger bis vergleichbar |
Bestandskompatibilität | eingeschränkt | selten möglich | hervorragend |
Die Kombination aus extrem schlanker Bauweise und sehr guten U-Werten macht Vakuumglas einzigartig.
Wie funktioniert Vakuumglas technisch?
Mikro-Abstandshalter
Da der Vakuumzwischenraum so dünn ist, würden die Scheiben ohne Abstandshalter zusammenfallen. Kleine Punkte im Raster halten die Scheiben auf Abstand. Sie sind aus Metall oder Keramik und je nach Produkt leicht sichtbar.
Low-E-Beschichtungen
Eine Low-E-Beschichtung reduziert die Wärmestrahlung im Infrarotbereich und steigert die Dämmleistung deutlich.
Randverbund
Der Randverbund ist hermetisch und muss das Vakuum über Jahrzehnte halten. Je nach Hersteller kommt eine Kombination aus metallischer Lötung, Sintermaterial oder anderen hochdichten Verbindungstechniken zum Einsatz.
Schallschutz
Vakuumglas bietet guten Schallschutz, jedoch nicht automatisch Spitzenwerte. Realistische Schalldämmungen liegen im Bereich 36–45 dB, verbessert durch:
unterschiedliche Scheibendicken
Kombination mit Verbund-Sicherheitsglas
hybride Aufbauten
Normen & rechtliche Rahmenbedingungen
DIN 18008 – Glas im Bauwesen
Für die Bemessung von Vakuumglas gilt grundsätzlich die DIN 18008, wobei produktspezifische Werte berücksichtigt werden müssen. Viele Hersteller verfügen über projektbezogene Nachweise oder nationale Zulassungen.
Produktzulassungen
Da Vakuumglas technologisch neu ist, erfolgt der Nachweis häufig über:
Allgemeine Bauartgenehmigungen
Produktbezogene Prüfberichte
Herstellerspezifische Bemessungsansätze
Energie- und Förderrecht
Relevant sind:
Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG)
Förderkriterien (z. B. BEG, KfW), die primär über Uw- und g-Werte definiert sind
Lebenszyklusbetrachtungen (z. B. im ESG-Kontext)
Vakuumglas erleichtert das Erreichen dieser Kennwerte – insbesondere in filigranen oder historischen Rahmenprofilen.
Varianten & Systeme von Vakuumglas
1. Monolithisches Vakuumglas (VIG)
Das klassische VIG besteht nur aus zwei Scheiben und einem Vakuumzwischenraum. Die Gesamtdicke beträgt häufig 7–8 mm. Vorteil: Es passt in viele Bestandsprofile und eignet sich perfekt für das Denkmalschutzumfeld.
Typische Einsatzbereiche:
Kastenfenster
Altbau-Holzfenster
historische Sprossenfenster
Gebäude mit filigranen Profilen
2. Hybrid-Vakuumgläser
Hier wird ein Vakuumglas in ein traditionelles Mehrscheibensystem integriert – z. B. als innere Scheibe. Dadurch lassen sich hohe Dämmwerte erreichen (Ug bis 0,4–0,5 W/m²K) bei einer Gesamtaufbaudicke von ca. 22–34 mm.
Einsatz im Neubau:
Standardfalzmaße
Aluminium- und Holz-Aluminium-Systeme
große Fensterformate und Schiebesysteme
Wirtschaftlichkeit: Kosten, Einsparung, Lebenszyklus
Investitionskosten
Vakuumglas ist teurer als Standard-Isolierglas. Die Mehrkosten liegen oft im oberen Bereich, besonders im Vergleich zu 2-fach-Glas. Bei Fenstertausch-Projekten sind Gesamtkosten pro Element von 750–1.200 € möglich (je nach Größe, Montageaufwand und Region).
Systemkosten vs. Quadratmeterpreis
Entscheidend ist nicht der m²-Preis, sondern die Systembetrachtung:
Wegfall eines kompletten Rahmenwechsels im Bestand
geringere Bauzeit
weniger Eingriffe in Fassaden oder Denkmalschutzbereiche
langfristige Energieeinsparung
geringere Heiz- und Kühllast
Lebenszyklus & ESG
Vakuumglas kann — insbesondere bei Erhalt der bestehenden Rahmen — eine hervorragende Lebenszyklusbilanz aufweisen. Mit der zunehmenden Dekarbonisierung der Glasproduktion verbessern sich auch die CO₂-Werte der Herstellung.
Planung und Umsetzung: Worauf Architekten achten
müssen
1. Bestandsanalyse
Qualität der vorhandenen Rahmen
Falzgeometrie
Luftdichtheit
Statik und Windlasten
thermische Trennung
Ein Versuchseinbau kann sinnvoll sein, gerade bei historischen Fenstern.
2. Detailplanung: Randverbund und Anschlüsse
Der gute Ug-Wert wird durch den Randverbund beeinflusst. Wichtige Punkte:
tiefer Glaseinstand
sorgfältige Laibungsdämmung
minimierte Wärmebrücken
Kondensationssicherheit (Oberflächentemperaturen)
Der psi-Wert (Ψ) ist entscheidend für die Ermittlung des Gesamt-Uw-Wertes.
3. Großformate und Beschläge
Im Neubau ermöglicht Vakuumglas:
geringere Gewichte
schlankere Profile
größere Öffnungsflügel
bessere Handhabung bei Schiebefenstern
Kombinationen mit Sicherheitsglas (ESG/TVG/VSG) sind möglich, müssen aber produkt- und systembezogen geplant werden.
Nachhaltigkeit & Zukunft
Ökobilanz und EPDs
Mehrere Hersteller verfügen inzwischen über Umweltproduktdeklarationen (EPD), die die ökologische Performance transparent machen.
Vorteile bei der Ökobilanz:
geringe Glasdicke
weniger Rohstoffe
lange Nutzungsdauer
hervorragende thermische Eigenschaften
optimal für Sanierungen, bei denen der Bestand erhalten wird
Rolle in der europäischen Sanierungswelle
Vakuumglas wird in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle spielen, weil es:
hohe Energieeffizienz ohne massive Eingriffe ermöglicht
die Ästhetik historischer Fassaden erhält
besonders ESG-relevante Anforderungen erfüllt
technologisch stetig weiterentwickelt wird (bessere Randverbünde, Low-Carbon-Gläser)
Wann lohnt sich Vakuumglas wirklich?
Vakuumglas ist ein leistungsfähiges Werkzeug im modernen Glasbau. Es lohnt sich besonders:
Im Denkmalschutz, wenn Erscheinungsbild und Rahmenstruktur erhalten bleiben müssen.
In hochwertigen Bestandsgebäuden, wenn ein Glastausch statt eines vollständigen Fenstertauschs möglich sein soll.
Bei filigranen Neubauten, in denen Bautiefe, Gewicht und Profilgeometrie begrenzt sind.
Bei ambitionierten Energiezielen wie Passivhaus oder ESG-orientierter Sanierung.
In der Lebenszyklusbetrachtung, wenn langfristige Energieeinsparung und Werterhalt entscheidend sind.
FAQ zu Vakuumglas
1. Was ist der größte Vorteil von Vakuumglas?
Hervorragender Wärmeschutz bei extrem geringer Glasdicke – ideal für Sanierungen und Denkmalschutz.
2. Kann Vakuumglas in bestehende Rahmen eingebaut werden?
Ja, häufig ohne große Anpassungen. Das macht es besonders attraktiv für Altbauten.
3. Wie gut ist der Schallschutz?
Gut bis sehr gut, typischerweise 36–45 dB. In Kombination mit VSG oder Hybridaufbauten deutlich steigerbar.
4. Wie lange hält das Vakuum?
Hersteller geben Lebensdauern von mehreren Jahrzehnten an; das Vakuum wird über spezielle Getter stabilisiert.
5. Ist Vakuumglas teurer als normales Isolierglas?
Ja, aber die Systemkosten im Bestand sind oft geringer, weil kein kompletter Fenstertausch nötig ist.
6. Kann es mit Sonnenschutz- oder Sicherheitsglas kombiniert werden?
Ja, je nach Produktlinie sind ESG, TVG, VSG und Sonnenschutzbeschichtungen kombinierbar.




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