Normen für Glastrennwände – Planungssicherheit durch klare Standards

Glastrennwände sind aus der modernen Architektur nicht mehr wegzudenken – sie schaffen offene Raumkonzepte, verbessern Lichtverhältnisse und setzen ästhetische Akzente. Doch bei aller gestalterischen Freiheit ist der regelkonforme Einsatz von Glastrennwänden essenziell, insbesondere in öffentlichen und gewerblichen Gebäuden. Nationale und internationale Normen und Richtlinien regeln dabei die Anforderungen an Sicherheit, Tragfähigkeit, Schallschutz und Brandschutz.
1. Wichtige Normen und Vorschriften in Deutschland und der EU
DIN 18008 – Glas im Bauwesen: Die wichtigste Norm für Glasanwendungen in Deutschland. Sie behandelt die Bemessung und Konstruktion tragender und nicht tragender Verglasungen, unterteilt in:
Teil 1: Allgemeine Grundlagen
Teil 2: Linienförmig gelagerte Verglasung
Teil 3: Punktförmig gelagerte Verglasung
Teil 4: Zusatzanforderungen an absturzsichernde Verglasung
Teil 5: Einwirkung durch Klimabelastungen (z. B. thermische Spannungen)
Teil 6: Sonderformen (z. B. begehbare Verglasung)
DIN EN 12150 (ESG) und DIN EN ISO 12543 (VSG): Europäische Normen zur Herstellung, Prüfung und Klassifizierung von Sicherheitsglas, einschließlich Stoßfestigkeit und Bruchverhalten.
DIN EN 12600 – Pendelschlagprüfung: Bewertet das Bruchverhalten von Glas im Falle eines menschlichen Aufpralls – wichtig für Glastrennwände in Durchgangsbereichen.
DIN EN ISO 140 / 717 – Schallschutz im Hochbau: Für die akustische Auslegung von Glastrennwänden (Luftschalldämmung), insbesondere im Büro- und Bildungsbau.
DIN 4102 / EN 13501 – Brandschutzklassifizierung: Glaselemente müssen ggf. Brandschutzanforderungen erfüllen (z. B. F30, EI30). Entsprechende Nachweise sind über Prüfzertifikate zu erbringen.
Arbeitsstättenrichtlinie ASR A1.7: Regelt Anforderungen an Türen in Arbeitsstätten – relevant bei Glastrennwänden mit Türen.
CE-Kennzeichnung nach BauPVO (Bauproduktenverordnung): Glastrennwände müssen als Bauprodukte entsprechende Leistungen ausweisen (z. B. mechanische Festigkeit, Wärmeschutz, Schlagfestigkeit).
2. Internationale Unterschiede – Vergleich globaler Standards
Europa (EN-Normen): Harmonisierte Normen in der EU ermöglichen länderübergreifende Anwendung. Nationale Auslegungen (z. B. ÖNORM, SIA) können zusätzlich bestehen.
USA (ASTM, ANSI, IBC):
ASTM E1300 – Berechnung der Tragfähigkeit von Glas unter Belastung.
ANSI Z97.1 – Sicherheitsanforderungen für Architekturglas.
International Building Code (IBC) – regelt Anwendungen in Hochhäusern, Fluchtwegen, öffentlichen Gebäuden.
Asien (z. B. China GB Standards): Eigenständige Normensysteme mit teilweise strengeren Anforderungen an Erdbebensicherheit und Stoßbelastung.
Australien (AS/NZS 1288): Kombiniert statische Anforderungen mit sicherheitsrelevanten Einsatzbeschränkungen.
3. Regelkonformität sicherstellen – Planerische und praktische Umsetzung
Frühzeitige Normenprüfung im Entwurf: Schon in der Konzeptphase sollten Glastrennwände auf normrelevante Aspekte geprüft werden – insbesondere bei absturzsichernder oder raumabschließender Funktion.
Material- und Systemauswahl: Verwendete Gläser (ESG, VSG, Schallschutzglas, Brandschutzglas) und Befestigungssysteme müssen zugelassen und zertifiziert sein.
Statische Berechnung und Lastannahmen: Die Tragfähigkeit ist anhand von Lastannahmen (Eigenlast, Windlast, Stoßlast) nachzuweisen – inkl. Klimabelastung (DIN 18008-5).
Nachweise & Dokumentation: Prüfzeugnisse, Herstellerdokumentationen, CE-Kennzeichnung, Leistungserklärungen und ggf. bauaufsichtliche Zulassungen müssen vollständig vorliegen.
Fachgerechte Montage: Auch bei normgerechter Planung ist die sachgemäße Ausführung entscheidend. Fehlerhafte Klemmprofile, unsachgemäße Bohrungen oder thermische Einflüsse können zur Nichtkonformität führen.
Die Umsetzung von Glastrennwänden ist ein Zusammenspiel aus Design, Technik und rechtlichen Vorgaben. Wer die relevanten Normen kennt und in den Planungsprozess integriert, schafft nicht nur optisch überzeugende, sondern auch rechtlich abgesicherte und funktional hochwertige Glaslösungen. In Zeiten von Globalisierung und internationalen Projekten wird die Kenntnis regionaler und internationaler Standards zum entscheidenden Erfolgsfaktor – sowohl in der Entwurfsphase als auch in Ausschreibung, Ausführung und Abnahme.