
Glas ist als Baustoff in der modernen Architektur nicht mehr wegzudenken. Ob als großflächige Fassadenverglasung, elegante Glasdächer oder filigrane Glastrennwände – Glas verleiht Bauwerken Leichtigkeit und Transparenz. Doch gerade im Bereich der Glasarchitektur kommt es immer wieder zu Bauschäden, die nicht nur die Optik beeinträchtigen, sondern auch die Sicherheit und Funktion der Konstruktionen gefährden. Für Architekten, Planer und Investoren bedeutet dies ein erhöhtes Risiko für teure Nachbesserungen, Rechtsstreitigkeiten und Verzögerungen im Bauablauf.
Dieser Beitrag bietet Ihnen fundierte Einblicke in die häufigsten Schadensbilder, deren Ursachen sowie präventive Maßnahmen zur Schadensvermeidung. Praxisnahe Beispiele und konkrete Lösungsansätze helfen Ihnen dabei, typische Fehlerquellen frühzeitig zu erkennen und kostspielige Folgeschäden zu vermeiden.
Typische Schadensbilder im Glasbau
1. Glasbruch
Glasbruch gehört zu den häufigsten Schadensbildern und kann unterschiedliche Ursachen haben:
Thermische Spannungen: Temperaturschwankungen, insbesondere bei teilverschatteten Glasflächen, können zu Spannungsrissen im Glas führen. Besonders in großflächigen Fassadenkonstruktionen sind thermisch bedingte Glasbrüche ein häufig unterschätztes Risiko.
Spontanbruch durch Nickel-Sulfid-Einschlüsse: Vor allem bei Einscheibensicherheitsglas (ESG) können durch Einschlüsse im Glas Spontanbrüche auftreten. Dies kann ohne Vorwarnung geschehen und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar.
Stoß- und Schlagbelastungen: Mechanische Einwirkungen wie Anprall durch Gegenstände oder unsachgemäße Montage verursachen Bruch. Besonders auf Baustellen oder bei Nachbesserungen werden Gläser oft unabsichtlich beschädigt.
Kantenbeschädigungen: Bereits bei der Verarbeitung oder Montage beschädigte Glaskanten sind oft Auslöser für spätere Risse. Kantenverletzungen sind oft nicht sofort sichtbar, führen aber langfristig zu Spannungsrissen.
2. Delamination bei Verbundsicherheitsglas (VSG)
Bei VSG kann es zur Ablösung der Folie zwischen den Glasscheiben kommen, was optisch störend ist und die Tragfähigkeit beeinträchtigen kann. Ursachen:
Feuchtigkeitseintritt: Durch unzureichend geschützte Glaskanten kann Wasser eindringen und die Verbindung zwischen Glas und Folie schwächen. Gerade bei Brüstungsverglasungen oder ungeschützten Kanten im Außenbereich tritt dieser Mangel häufig auf.
Falsche Folienwahl: Ungeeignete Zwischenlagen oder Verarbeitungsfehler bei der Herstellung. Auch UV-Einstrahlung kann bestimmte Folientypen langfristig beeinträchtigen.
3. Undichtigkeiten und Durchfeuchtung
Fassadenverglasungen, Glasdächer und Fenster können undicht werden, was zu Wassereintritten und Folgeschäden wie Korrosion oder Schimmel führt. Typische Ursachen:
Mangelhafte Abdichtungen: Fehlerhafte Fugenausbildungen oder minderwertige Dichtstoffe. Gerade in Bereichen, wo unterschiedliche Materialien aufeinandertreffen (z. B. Glas auf Metall), entstehen häufig Schwachstellen.
Fehlende Hinterlüftung: Bei rahmenlosen Systemen kann sich Kondensat bilden, das nicht abgeführt wird. Besonders in Dachverglasungen ohne ausreichende Entwässerung können diese Probleme auftreten.
4. Kratzer und Oberflächenbeschädigungen
Beschädigungen der Glasoberfläche entstehen häufig bereits während des Transports, der Montage oder durch unsachgemäße Reinigung. Besonders empfindlich sind beschichtete Gläser und emaillierte Oberflächen. Diese Mängel wirken sich nicht nur optisch negativ aus, sondern können auch die Schutzfunktion spezieller Beschichtungen beeinträchtigen.
5. Kondensatbildung
Zwischen den Scheiben: Undichte Randverbunde bei Isolierverglasungen führen zu Kondensat im Scheibenzwischenraum. Besonders bei älteren Verglasungen oder bei mangelhafter Produktion kommt es häufig zu diesem Fehlerbild.
Auf der Innenseite: Mangelhafte Lüftung oder Wärmebrücken an den Glasrändern verursachen Tauwasserbildung. Dies kann langfristig die Rahmenkonstruktionen beschädigen und zur Schimmelbildung führen.
Ursachenanalyse – Warum kommt es zu diesen Schäden?
Die häufigsten Schadensursachen im Glasbau lassen sich in drei Bereiche unterteilen:
Planungsfehler
Fehlende statische Nachweise und thermische Spannungsanalysen
Unzureichende Berücksichtigung von Glasarten und Lastannahmen
Fehlende Abstimmung zwischen Glasdimensionierung und Befestigungssystem
Unzureichende Detailplanung hinsichtlich Abdichtung und Wasserableitung
Ausführungs- und Montagefehler
Beschädigung der Glaskanten während des Transports oder Einbaus
Unsachgemäße Klemmhalterungen, die Spannungen auf das Glas übertragen
Verwendung ungeeigneter Dichtstoffe oder fehlerhafte Silikonfugen
Ungenügende Schutzmaßnahmen auf der Baustelle (z. B. ungeschützte Glaslagerung)
Materialfehler
Produktionsbedingte Einschlüsse oder Blasen im Glas
Ungeeignete Laminierfolien bei VSG
Minderwertige Randverbunde bei Isolierglas
Unzureichende Qualitätskontrollen in der Fertigung
Schadensprävention – So vermeiden Sie Bauschäden
1. Sorgfältige Planung
Durchführung von Spannungsanalysen (z. B. zur thermischen Belastung)
Wahl der geeigneten Glasart (ESG, VSG, TVG) entsprechend der Beanspruchung
Berücksichtigung von Bauwerksbewegungen und thermischen Ausdehnungen
Detaillierte Planung der Anschlussdetails und Wasserableitung
2. Qualitätskontrolle bei Material und Produktion
Nachweis der Glasqualität durch Prüfzeugnisse und Werksbesichtigungen
Auswahl von Herstellern mit zertifizierten Fertigungsprozessen
Prüfung von Musterstücken vor Serienproduktion
3. Fachgerechte Montage
Vermeidung direkter Glas-auf-Glas-Kontakte
Einsatz geprüfter Klemmhalter, Abstandshalter und Profile
Schutz der Glaskanten während der Baustellenlagerung
Kontrolle der Fugenabdichtung auf UV-Beständigkeit und Witterungsresistenz
Überwachung der Montage durch geschultes Fachpersonal
4. Regelmäßige Wartung
Inspektion von Silikonfugen, Glasdichtungen und Befestigungspunkten
Überprüfung auf Glasverfärbungen, Risse oder Undichtigkeiten
Reinigung mit geeigneten Mitteln zur Vermeidung von Oberflächenbeschädigungen
Kontrolle von Entwässerungssystemen bei Glasdächern und Fassaden
Dieser Beitrag dient als Orientierungshilfe, um die Risiken im Umgang mit Glas in Bauprojekten zu minimieren und langfristig die Qualität und Sicherheit Ihrer Bauwerke zu gewährleisten.